Surfen lernen auf Sylt und Fuerteventura

Sprung aufs Surfbrett – surfen lernen

Wellenreiten macht Spaß und ist ziemlich cool. Galant über die Welle gleiten schindet ordentlich Eindruck. Doch das sieht natürlich leichter aus, als es ist. Trotzdem hat mich vor einigen Jahren der Ehrgeiz gepackt und ich wollte surfen lernen. Das Yoga-Retreat Yogafriends Fuerteventura bietet die Möglichkeit, bei einer befreundeten Surfschule während des Retreats Stunden zu nehmen. Also probierte ich es aus. Das war ein Spaß!

Drei unterschiedliche Surfschulen

Meine erste Surferfahrung sammelte ich bei Ben in der Fluid Surf School. Ben hat mir sofort Sicherheit gegeben. Er ist ein toller Kerl und ein begnadeter Surfer. Vor allem aber hat er ein perfektes Gespür für die Fähigkeit seiner Schüler und für Wellen sowieso. Mit einem Tagespreis von 55 Euro (ca. 3 Stunden) bin ich mehr als einverstanden. Zum surfen lernen (und verbessern) perfekt.

Im zweiten Jahr war ich bei Matteo und seinem Mustache Surf Project. Ziemlich cool und ein tolles Branding. Hier surft gelegentlich auch eine GoPro mit, wenn man sich filmen lassen möchte…

Jetzt gerade komme ich von 5 Tagen Sylt zurück und habe nun auch die Wellen der Nordsee getestet. Die Hilfe von Südkap Surfing war bitter nötig, denn der Wind, die Strömung und die stürmischen Wellen haben mir ordentlich zugesetzt. Ich hatte mir ein günstiges Board gekauft, was ich öfter benutzen will, da ich hin und wieder auf Sylt bin. Allerdings ist es mit 7″ (214cm) deutlich kürzer als die 8″ Anfängerboards, die ich vorher benutzt hatte. Weil ich nicht schon wieder einen Anfängerkurs machen wollte, buchte ich zwei Privatstunden à 90 Euro, was ziemlich ins Geld geht, vor allem, wenn man gerade erst surfen lernen will.

Surfen lernen – die Basics

Wer sich in die Wellen stürzen möchte, sollte Folgendes berücksichtigen:

Die Wahl des Spots

Sechs Meter hohe Wellen an der Küste von Hawaii sind sicher nicht zu empfehlen. Europäische Surferparadise wie Portugal sind schon eher geeignet. Die besten Anfängerwellen gibt es allerdings an den Stränden von Sri Lanka, Costa Rica und Australien. Was ihr wollt, ist eine schöne, kleine, gleichmäßige Welle, die euch zum Strand trägt. Da sich die Bedingungen oft täglich ändern, helfen Prognosen, wie die von Magic Sea Weed.

Surf Spot auswählen  – surfen lernen

Die Wahl des Surfbretts

Shortboards aus Holz sind wahnsinnig cool. Für den Anfang macht ein langes Softboard aber viel mehr Sinn. Lange Boards mit viel Volumen erleichtern euch den Take-Off (das Aufstehen). Softboards haben einen Schaumüberzug, der im Zweifel etwas weicher ist als ein Holz- oder Hardboard. Vor allem, wenn ihr noch nicht gewohnt seid, sofort euern Kopf zu schützen. Ihr könnt natürlich auch einen Helm tragen, aber damit seid ihr dann ziemlich allein. In den meisten Surfschulen bekommt ihr große Softboards zum surfen lernen und habt einen praktischen (wenngleich etwas hässlichen) Tragegriff. Aufgrund ihrer Größe haben diese Surfbretter deutlich mehr Gewicht und sind teils etwas unhandlich.

Da ich auf Sylt einfach ein wenig plantschen möchte, habe ich mir ein kleines Softboard (7″) gekauft, weil es leichter zu tragen ist. Den Unterschied im Wasser habe ich dann aber auch deutlich gespürt…

Falls ihr ein Brett kauft, schaut, ob Finnen (die kleinen Segel unter dem Brett) und eine Leash (die Fusslasche damit ihr das Brett nicht verliert) bereits beiliegen oder ihr sie noch kaufen müsst. Außerdem solltet ihr euer Board vor der ersten Benutzung und dann regelmäßig wachsen. Dazu braucht ihr einen Basecoat Wachs (den ihr am Anfang der Saison auftragt) und einen, an die Temperatur des Wassers angepassten, Tageswachs. Ich empfehle die von Sticky Bumps. Sie riechen gut und sind nachhaltig produziert.

Mein Surfbrett und ich am Sylter Strand – surfen lernen

Mein kleines Surf 1×1

Meine oberste Regel ist, dass ich niemals ins Meer – geschweige denn in die Wellen– gehe, wenn ich das Gefühl habe, dass es für mich zu gefährlich sein könnte. Ich habe großen Respekt vor dem Meer und noch mehr vor hohen Wellen. Wer einmal einen Waschgang (von der Welle unter Wasser durch geschleudert werden) mitgemacht hat und nicht mehr wusste, wo oben und unten ist, weiß, dass das Meer und die Wellen unberechenbar sein können.

Wellen analysieren – surfen lernen

#1 Spot Check

Klar, die Vorfreude auf’s Surfen ist groß, vor allem wenn man gerade erst mit dem surfen lernen beginnt. Doch es ist immer wichtig, einen Blick auf’s Wasser und den Strand zu haben.

Gefahren

Auf Sylt gibt es immer noch ein paar Buhnen (ein rechtwinklig zum Strandverlauf ins Meer vorgebauter oder errichteter Damm, bestehend aus Holz, Steinen, Beton oder Stahl) und wer mit voller Wucht auf eine der Streben knallt, wacht mit ziemlicher Sicherheit erst im Krankenhaus wieder auf.

Auf Fuerteventura surfte ich einmal an einem sehr steinigen Strand. Neoprensocken mit Sohle waren ein Muss und wir haben uns genau die Stellen ausgesucht, die tief genug waren, dass niemand auf Steine fallen würde. Allerdings waren dort auch alle anderen Surfer.

Gerade an beliebten Surf- und Badeständen kann es schon einmal eng werden. Grundsätzlich gilt, dass Surfer, die am dichtesten zur Welle sind, Vorrang haben. Manchmal gibt es aber auch die inoffizielle Regel, dass Locals immer Vorrang haben. Beobachtet also auch das Surfgeschehen. Gekennzeichnete Badeabschnitte sind für Surfer tabu.

Wellengang

Als Anfänger sind uns gleichmäßig brechende, langgezogene, kleine Wellen am liebsten. Je nach Strand, wird es schwer solche zu bekommen. Seht ihr gleichmäßig reinkommende weiße Linien, freut euch und nehmt genau diesen Spot. Beachtet auch, dass Wellen in ihrer Intensität wechseln. Manchmal gibt es ein vorhersehbares Muster aus kleinen und größeren Wellen. Schaut, ob euch beim Spot Check etwas dergleichen auffällt.

#2 Aufwärmen!!!

Ja, ja.. aufwärmen ist langweilig, ich weiß. Trotzdem muss es sein. Es ist wichtig. Beim Wellenreiten wird man so oft durchgeschleudert oder landet unkontrolliert, dass schnell Bänder überdehnt werden. Wer sich aufgewärmt hat, verringert das Verletzungsrisiko. Also nehmt euch vorher lieber etwas Zeit, statt hinterher länger pausieren zu müssen.

Kreist die Hüfte, die Knie und vor allem die Fussgelenke, beugt euch vor, macht ein paar Sprünge, dreht euch ein und auf und kreist auch Schultern und Arme:

#3 Trockenübungen für Surfanfänger

Ok wow, klingt schon wieder langweilig. Doch auch Trockenübungen helfen dir, im Wasser schnell zum Erfolg zu kommen. Als erstes gilt es herauszufinden, welcher Fuss bei dir vorne steht. Vielleicht hast du direkt ein Gefühl dafür. Falls nicht, leg das Brett in den Sand, nimm Anlauf und spring drauf (so wie ich im Titelbild). Solltest du Angst um deine Finnen haben, kannst du auch daneben springen. Deine Füsse positionieren sich von ganz alleine.

Bevor du allerdings im Wasser auf dem Board stehst, wirst du darauf liegen. Die Art, wie du darauf liegst, kann dir einiges erleichtern. Auf Sylt habe ich dazu folgende Übung gelernt: Aus einem Sandhügel und einem alten Board wird eine Art Pyramide bzw. ein dreiseitiges Prisma geformt, auf dessen Spitze im 90°-Winkel dein Board positioniert wird. Dein Ziel ist es, auf deinem Board liegend, die Waage zu halten. Dies ist wichtig, damit das Surfbrett im Wasser möglichst gerade liegt.

Wer später alleine Wellenreiten möchte, sollte bereits während (oder sogar vor) den ersten Surfstunden paddeln üben. Hierzu ist es wichtig, dass beide Füsse eng zusammen sind, du deinen Oberkörper ordentlich nach oben biegst (die Kobra im Yoga) und du mit den Händen tief ins Wasser eintauchst, um möglichst viel Wasser zu verdrängen. Dabei solltest du nicht zu weit vorn eintauchen, weil du sonst ins Wackeln kommst.

Auch den Take-Off kannst du wunderbar (und viel kontrollierter) an Land üben. Hierbei gibt es unterschiedliche Techniken. In jedem Fall brauchst du Muskeln und Übung. Manche steigen auf, andere springen. Einige nutzen – neben dem Bizeps – die Kraft aus den Füssen/Zehen, andere aus den Knien (vor allem wenn das Brett kurz ist). Hilfreich ist, dir vor Augen zu führen, dass die Bewegung nach vorne geht, denn du brauchst ja Schwung um Fahrt aufzunehmen. Viele Anfänger machen den Fehler, zu viel Kraft/Gewicht auf den hinteren Fuss zu geben und bremsen sich damit aus.

#4 Das Brett ist niemals zwischen dir und dem offenen Meer

Was passiert, wenn das Brett zwischen dir und dem Horizont ist und eine Welle kommt? Brett vorm Kopf – und das kann mächtig ins Auge gehen. Darum ist es sehr wichtig, dass ihr das Brett nicht vor euch herschiebt, wenn ihr ins Wasser geht. Gerade wenn die Wellen etwas turbulent sind: Schaut, dass ihr euer Brett seitlich am Körper tragt und ihr euch dann hinter dem Brett dreht.

Diana und der Surflehrer beim Reingehen

#5 Schütze deinen Kopf!!!

„Protect your head“ ist einer der häufigsten Sätze, die man hört, wenn man im Ausland surfen lernt. Zu recht, denn euer Kopf ist wichtig. Gerade wenn ihr ein Hardboard surft, kann es bei Stürzen gefährlich werden. Nochmal der Hinweis, dass es dafür spezielle Surfhelme gibt, doch ich habe noch keinen Surfer gesehen, der einen trägt. Denkt an die „Brace Position“ aus dem Flugzeug. Dort werdet ihr sie statistisch nicht brauchen, beim Surfen solltet ihr sie immer anwenden.

#6 Beginne neben dem Brett

Anfänger sollten immer im Weißwasser (also den weißen Wellen) starten. Am besten geht dir das Wasser etwa bis zur Hüfte und dann springst du kurz bevor der Wellenbruch die Füsse erreicht auf dein Board und cruist liegend zum Strand. Ja, die coolen Surfer paddeln raus und paddeln dann liegend die Wellen an um nach dem Take-Off zum Strand zu fahren, aber das erfordert Übung und etwas Kenntnis des Surf-Spots.

#7 Nimm dir einen Lehrer

Klar, es ist verlockend einfach selber in die Wellen zu springen und auszuprobieren. Aber jeden Fehler den wir machen, müssen wir uns mindestens genauso lange wieder abtrainieren. Außerdem lohnt es sich, eine gewisse Portion Respekt vor dem Surfen und vor dem Meer mitzubringen. Wer von einer kräftigen Welle durch geschleudert wird, bekommt oft ein wenig Panik. Jeder Spot, jeder Tag, jedes Brett und jeder Mensch sind anders und es ist gut, Lehrer*innen zu haben, die uns dabei helfen, möglichst sicher und schnell zu Erfolgserlebnissen zu kommen.

Das finde ich in diesem Film auch sehr gut illustriert:

Und damit viel Spaß beim Surfen lernen!

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Allgemeiner Hinweis:

Ich bin Surfanfängerin und teile hier meine Erfahrungen und das, was ich in einigen, wenigen Surfstunden gelernt habe. Daher sind meine Tipps ohne Gewähr und basieren auf persönlichen und damit subjektiven Eindrücken. Die genannten Surfschulen und Produkte teile und verlinke ich ohne Gegenleistung.

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